Das Arts Council England (ACE) wurde bereits 1946 gegründet, um Kunst und Kultur im ganzen Land zu schützen und weiterzuentwickeln. Heute investiert das ACE öffentliche Gelder, einschließlich Geld von der Nationalen Lotterie, mit dem Ziel, „Kunst und Kultur für alle“ zu fördern.
Ausgangslage
Für den Zeitraum von zehn Jahren steht öffentliches Geld in Höhe von 1,1 Milliarden Britischen Pfund von der Regierung und schätzungsweise 700 Millionen Britische Pfund aus der Nationalen Lotterie zur Verfügung, um „Kunst und Kultur für alle“ zu realisieren. Die staatlichen Gelder kommen von der Regierung, dort von der Abteilung für Kultur, Medien und Sport.
England hat seit 40 Jahren Erfahrungen mit Inklusion. Zu Beginn ging es vor allem um die Barrierefreiheit der Gebäude und der Infrastruktur. Mittlerweile ist das Augenmerk darauf gerichtet, Organisationen und Einrichtungen programmatisch und personell inklusiver zu machen. Die Ausgangssituation ist, dass es in England 20 Prozent Menschen mit Behinderung (jeglicher Art) gibt, aber nur 4 Prozent dieser Menschen im Kulturbereich arbeiten. Auch Angriffe auf Menschen mit Behinderung, Homosexuelle und People of Colour führten zur Förderung der Diversität durch gesonderte Programme. Das politische Ziel des ACE ist es daher, dass die staatlich geförderten Kulturproduktionen und Kultureinrichtungen den Querschnitt der Gesellschaft repräsentieren.
Kulturpolitische Ziele zur Diversität: Der „Creative Case of Diversity“
Seit 2011 engagiert sich der ACE für den „Creative Case of Diversity“, einem auf zehn Jahre angelegten Strukturprogramm, bei dem erforscht wird, wie Organisationen und Künstlerinnen und Künstler die Arbeit bereichern können, wenn sie eine breite Palette von Einflüssen und Praktiken zur Diversität ab-decken.
Die Kultureinrichtungen werden aufgefordert, mit den Kulturangeboten, die sie produzieren, präsentieren und veröffentlichen, einen Beitrag zu „Creative Case of Diversity“ zu leisten. Dahinter steht das Grundverständnis, dass Talente unabhängig von Alter, Geschlecht, Behinderung oder kulturellem Hintergrund sind und Menschen erst durch die Gesellschaft daran gehindert werden, ihre Talente zu entfalten.
Die Hauptziele sind:
- Förderung spezifischer Gruppen, die bislang im Kultursektor unterrepräsentiert sind
- Thematisierung der ästhetischen oder auch künstlerisch-kreativen Dimension, die eine Diversität im Kunst- und Kulturbetrieb mit sich bringt
Der Anspruch ist,
- dass das Publikum, die Führungskräfte, die Produzentinnen und Produzenten sowie die Kunst- und Kulturschaffenden wie auch die Kulturvermittelnden die Vielfalt des heutigen Englands widerspiegeln,
- Diversität nicht als Zusatzangebot gilt, sondern immer von Anbeginn mitgedacht wird.
Heute kann man von einem nachhaltigen gesellschaftlichen Wandel sprechen. Es werden mittlerweile große Summen für inklusive Maßnahmen und Projekte, aber auch zur Förderung von Künstlerinnen und Künstlern mit Behinderung – die bereits in der ersten Generation professionell ausgebildet wurden – aufgewendet.
- Es gibt Aktionspläne und staatliche Programme, die vorgeben, dass in allen öffentlich geförderten Maßnahmen die Sachberichte Erhebungen und Befragungen zur Qualitätskontrolle liefern müssen.
- Es gibt einen regen Erfahrungsaustausch mit anderen Bereichen, wie z. B. Sport.
- Bei der Antragsstellung gibt es Unterstützung, damit möglichst viele Menschen imstande sind, die Antragsformulare auszufüllen.
Grundsätzlich werden alle Daten von den Erhebungen öffentlich geförderter Projekte und Institutionen veröffentlicht. Darüber werden die Institutionen vorab informiert. Besucherbefragungen sind schwierig und werden mit größter Sensibilität durchgeführt. Geht aus den Daten hervor, dass keine oder zu wenig Maßnahmen für die Zielgruppen der Menschen mit Behinderung stattfanden, reagiert die Presse darauf und nimmt die negativen Daten unter die Lupe. Der Ruf, das Image, ist den öffentlich geförderten Einrichtungen sehr wichtig – also steigern sie ihre Bemühungen auf diesem Gebiet.
Die größte Herausforderung ist, in den Kultureinrichtungen Vielfalt zu implementieren. Hierfür werden durch die Zusammenarbeit mit anerkannten Persönlichkeiten (Regisseurinnen und Regisseuren) und Preisen für Best-Practice-Beispiele Anreize geschaffen.
Instrumente des ACE, um mehr Inklusion bzw. Vielfalt zu erreichen:
- mehr Druck von „oben“ auf die von öffentlichen Geldern geförderten Projekte und Einrichtungen, z. B. Förderkriterien „Barrierefreiheit“ und „Diversität“ – in den Anträgen müssen Maßnahmen hierzu deutlich benannt werden, welche dann auch geprüft werden
- mehr Druck „von unten“ durch die Behindertenverbände bzw. durch Protest bei zu geringem Engagement
- mehr internationale Kooperationen, um für mehr mediale Aufmerksamkeit zu sorgen
- mehr Wettbewerb – Preise und Auszeichnungen
- Veröffentlichung der Kennzahlen und Ergebnisse von Befragungen
- Verwendungsnachweise enthalten auch explizit die Maßnahmen, die für Inklusion und Diversität durchgeführt wurden
- großen Wert auf die Sensibilisierung und Weiterbildung des Personals legen
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