Der ersten Tagungsdokumentation des Netzwerks Kultur und Inklusion zum Thema „Teilhabe am künstlerischen Arbeitsmarkt“ (Gerland/Keuchel/Merkt 2016) folgt nun die Dokumentation der zweiten Netzwerktagung, die zum Thema „Aus- und Weiterbildung für künstlerische Tätigkeit von und mit Menschen mit Behinderung“ in der Akademie der Kulturellen Bildung des Bundes und des Landes NRW in Remscheid von 13. bis 14. Oktober 2016 durchgeführt wurde.
Die Schwerpunktsetzung „Aus- und Weiterbildung“ ergab sich in logischer Konsequenz aus der ersten Tagung. Im Kontext des Themas Arbeitsmarkt wurden die Relevanz und Offenheit der künstlerischen Ausbildung für den Zugang zum künstlerischen Arbeitsmarkt herausgearbeitet. Wenn, wie auf der ersten Expertentagung diskutiert, die ZAV (Zentrale Auslands- und Fachvermittlung der Bundesagentur für Arbeit) nur Personen mit Abschlüssen künstlerischer Ausbildungen an die Bühnen vermitteln kann, dann stellt sich konkret die Frage, wie Ausbildungswege so gestaltet werden können, dass Menschen mit Beeinträchtigung diese Abschlüsse erreichen.
Entsprechend haben sich die Expertinnen und Experten des Netzwerks Kultur und Inklusion darauf verständigt, die zweite Tagung den Fragen von Ausbildungsstrukturen und -inhalten zu widmen. Hierbei stehen zwei Aspekte im Fokus. Zum einen geht es um Ausbildungsmöglichkeiten und -wege von künstlerisch begabten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Beeinträchtigung im außerschulischen und im tertiären Bildungsbereich. Zum anderen geht es um die Qualifizierung derjenigen, die in Zukunft als Künstlerinnen und Künstler und/oder als Pädagoginnen und Pädagogen arbeiten werden und begabten Menschen mit Beeinträchtigung künstlerische Kompetenzen vermitteln und zudem inklusive künstlerische Prozesse initiieren und begleiten. Studierende verschiedener künstlerischer und/oder pädagogischer Studiengänge sind hier die Zielgruppen.
Um Fragestellungen und Herausforderungen umfassend diskutieren zu können, wurden gemäß der Devise „Nichts über uns ohne uns“ zur Expertentagung unter anderem Künstlerinnen und Künstler mit Beeinträchtigung eingeladen, die im öffentlichen Kulturleben präsent sind. Mithilfe ihrer Expertise wurden Ausbildungsbarrieren und Hindernisse für künstlerische Entwicklungen, aber auch notwendige Maßnahmen für eine inklusive Aus- und Weiterbildung deutlich. Die abschließende Podiumsdiskussion mit Künstlerinnen und Künstlern mit Beeinträchtigung und Verantwortlichen aus Institutionen der künstlerischen Aus- und Weiterbildung dokumentiert den aktuellen Stand der Diskussionen und noch nicht aufgelöste Widersprüche und Barrieren. Die Diskussionsbeiträge zeigen auch, wie es einzelnen Menschen mit Beeinträchtigung gelungen ist, im Leben Dinge zu erreichen, die „eigentlich“ nicht vorgesehen waren. Gerade diese beispielhaften Biografien sind Aufforderung für die Repräsentantinnen und Repräsentanten von Kulturvermittlung und Kulturpolitik, sehr viel mehr Dinge „zwischen Himmel und Erde“ als bislang für möglich zu halten und – in der Konsequenz – im künstlerischen Aus- und Weiterbildungssektor sehr viel mehr Dinge als bisher möglich zu machen.
Literatur
- Gerland, Juliane/Keuchel, Susanne/Merkt, Irmgard (Hrsg.) (2016): Kunst, Kultur und Inklusion. Teilhabe am künstlerischen Arbeitsmarkt. ConBrio [http://kultur-und-inklusion.net/wp-content/uploads/2016/09/Netzwerk_Kultur_Inklusion_Tagungs-Dokumentation.pdf, zuletzt aufgerufen am: 10.06.2017].
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