Der „KulturCampus Wuppertal“ ist ein kulturpädagogisches Projekt, das Studierenden der Bergischen Universität Wuppertal (BUW) die Möglichkeit bietet, die kulturelle Szene der Stadt Wuppertal und ihrer Umgebung aktiv zu gestalten und hierbei insbesondere den Aspekt der Teilhabe aller Menschen an Kultur berücksichtigt. So steht die Schaffung inklusiver Kulturprojekte für Menschen mit und ohne Behinderung für die Region mit im Zentrum des „KulturCampus Wuppertal“.
Unter der Leitung von Annette Ziegenmeyer (BUW, Fakultät für Geistes- und Kulturwissenschaften, Musikpädagogik) und Björn Krüger (Planet K – Kultur für alle e. V.) entwickeln die Studierenden eigene kulturpädagogische Projektideen und setzen diese idealerweise selbst um. Hierbei durchlaufen sie alle wichtigen Stationen, von der Förderantragstellung über die Kostenkalkulation bis hin zur Vernetzung mit etablierten Kulturschaffenden und Institutionen.
Hintergrund/Motivation/Personen
Die Idee für den „KulturCampus Wuppertal“ entstand im Rahmen eines meiner musikpädagogischen Seminare an der BUW im Sommersemester 2016, bei dem unter anderem der freischaffende Profi-Schlagzeuger und Kulturpädagoge Björn Krüger einen Gastvortrag über die Entwicklung, Umsetzung und Finanzierung von kulturpädagogischen Projektideen hielt. Das sich seitens der Studierenden unmittelbar abzeichnende Interesse, mehr Expertise in die Projektförderung zu bekommen und selbständig kulturpädagogische Projekte (mit inklusiver Prägung) zu entwickeln, griffen Björn Krüger und ich auf und entwickelten in den darauffolgenden Wochen ein Konzept für den „KulturCampus Wuppertal“.
Björn Krüger ist in vielerlei Hinsicht ein idealer Projektpartner: Zum einen kann er im Bereich der kulturpädagogischen Projektarbeit auf einen reichhaltigen Erfahrungsschatz zurückblicken und ist insbesondere durch sein Engagement in inklusiven Kulturprojekten im Bergischen Land bekannt. Zum anderen liegt ein Herzstück seiner Arbeit im Aufbau der Kulturwerkstatt der Alten Feuerwache, einem internationalen Begegnungszentrum in Wuppertal, das vielfältige pädagogische, kulturelle und interkulturelle Angebote für junge und alte Menschen – vor allem aus sozial benachteiligten Schichten – bereithält. Schließlich ist er Gründer und Vorstandsmitglied des Vereins Planet K – Kultur für Alle e. V., dessen Anliegen es ist, Menschen aller Altersklassen und aller sozialer Schichten durch die Musik zusammenzubringen und letztendlich die Teilhabe an Kultur für alle zu ermöglichen (z. B. in Projekten wie „Gemeinsam Musik erleben“ mit Flüchtlingen und mit Veranstaltungen wie dem „Inklusiven Soundfestival“ für Musikerinnen und Musiker mit und ohne Behinderung).
Struktur/Finanzierung/zeitlicher Rahmen
Der kreative Kern des „KulturCampus Wuppertal“ ist im Fachbereich Musikpädagogik der BUW beheimatet. Angeleitet von Björn Krüger und mir entstehen hier gemeinsam mit den Studierenden der Musikpädagogik Ideen für kulturpädagogische Projekte, die im späteren Verlauf idealerweise praktisch umgesetzt werden.
Um die Realisierung der Projektideen zu gewährleisten, sollen die Studierenden möglichst autark und flexibel agieren können: Ein eigener gemeinnütziger Verein soll hier als Werkzeug dienen und im Februar bzw. März 2017 gegründet werden.
Der „KulturCampus Wuppertal“ wird zum einen vom Rektorat der BUW, zum anderen von der FABU (Freunde und Alumni der Bergischen Universität e. V.) und voraussichtlich von der Dr. Werner Jackstädt-Stiftung finanziell unterstützt.
Das Projekt ist zunächst auf drei Jahre hin angelegt, soll aber möglichst danach auf der Basis des Vereins weiterlaufen.
Umsetzung/Inhalte/Vermittlungsmethoden
Kultureller Stadtplan
In der ersten Phase des Projekts steht die intensive Auseinandersetzung mit der aktuellen kulturellen Situation der Stadt im Fokus. So recherchieren die Studierenden zunächst die Kulturangebote und kulturellen Zentren im Wuppertaler Raum und machen diese anschließend auf einem kulturellen Stadtplan, zum Beispiel mit Fähnchen, sichtbar. Anhand dieses Vorgehens wird deutlich, in welchen Stadtteilen es besonderen Bedarf an kulturellen Aktivitäten gibt.
Mit dieser Recherche einher geht die Problematisierung und Definition des Kulturbegriffs, aus der sich heraus mehrere kulturspezifische Themenfelder öffnen. Ein Schwerpunkt der Arbeit im „KulturCampus Wuppertal“ stellt die inklusive kulturpädagogische Arbeit dar, bei der die Studierenden ein Bewusstsein für Kulturangebote entwickeln, die allen Menschen eine kulturelle Teilhabe ermöglichen. So ist die Frage, wie mögliche Zugänge zu Kulturangeboten barrierefrei gestaltet werden können, hier ein wesentliches Thema.
Projektentwicklung – Durchführung – Evaluation
In der sich hieran anschließenden Planungsphase entwickeln die Studierenden ihre Projektideen zunächst im Plenum (Brainstorming), dann im Team und arbeiten schließlich ihre eigenen Ideen mithilfe entsprechender Fördermittelanträge und Umsetzungsmodelle aus. Hierbei lernen sie zum einen aus der Vielzahl an Fördermöglichkeiten die für ihr Projekt passende Option auszuwählen und zum anderen mit externen Kulturschaffenden und Institutionen zu kooperieren. Themenbereiche wie zum Beispiel Bedarfsermittlung, Konzeption, Projektplanung, Fördermittel-Akquise, Antragstellung, Kooperationspartner-Akquise, Durchführung, Evaluation, Verwendungsnachweis etc. prägen diese längere Phase der Planung und Konzeption.
Die besondere Authentizität und Wirkung dieser Phase zeichnet sich dadurch aus, dass die Studierenden im „KulturCampus Wuppertal“ die Möglichkeit bekommen, ihre Anträge bei entsprechenden Ausschreibungen tatsächlich einzureichen, um sie dann idealerweise selbst und/oder mithilfe von anderen durchführen zu können. Insofern erleben sie nicht nur alle Stadien selbst, sondern erkennen auch „Fallstricke“ und Probleme der zukünftigen Arbeitsbereiche, entwickeln eigene Ideen und prüfen diese auf ihre Machbarkeit hin – kurz: sie probieren sich selbst aus und gestalten dabei eine inklusive Kulturszene.
Ausblick
Wie bereits erwähnt, ist der „KulturCampus Wuppertal“ zunächst auf drei Jahre angelegt, sodass genug Zeit für Antragstellung, Durchführung und Dokumentation der Projekte bleibt. Wenngleich voraussichtlich nur wenige der augenblicklichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer über einen längeren Zeitraum im „KulturCampus Wuppertal“ mitarbeiten werden, wird ein harter Kern – und nicht zuletzt der Verein – dafür sorgen, dass die Projektarbeit weitergeführt werden kann.
So ist zum Beispiel auch angedacht, dass in späteren Phasen des Projekts Studierende anderer Fachbereiche in die Arbeit einbezogen werden. Synergien liegen hier nah und bieten auch für die anderen Fachbereiche sinnvolle Praxiserfahrung. Schließlich möchten wir die dreijährige Projektarbeit von Studierenden und Lehrenden des Fachbereichs Musik dokumentieren und evaluieren lassen.
Sichtbarkeit im Kulturleben und Ausblick
Der „KulturCampus Wuppertal“ setzt sich insbesondere für eine inklusive Teilhabe und Gestaltung von Kultur in Wuppertal und Umgebung ein. So bekommen die Studierenden der BUW die Möglichkeit, das kulturelle Leben der Stadt aktiv mitzugestalten. Durch die Schaffung von neuen, speziell inklusiven Kulturangeboten für sozial benachteiligte Gruppen sowie Menschen mit und ohne Behinderung können sie entschieden Einfluss auf die Teilhabe- und Zugangsmöglichkeiten der Bevölkerung an Kultur nehmen und somit ein inklusives kulturpädagogisches Bewusstsein prägen.
Aufgrund der Zusammenarbeit mit Björn Krüger und dessen Mitarbeit in diversen Gremien, Institutionen etc. bieten sich zahlreiche Kooperationen an, von denen vor allem die Zusammenarbeit mit der Alten Feuerwache naheliegt. So können die Studierenden einerseits Einblicke in die Fülle an dort laufenden inklusiven Projekte gewinnen. Andererseits kann das kulturelle Begegnungszentrum auch als zweiter Standort außerhalb der BUW genutzt werden (z. B. als Büro, Treffpunkt und Veranstaltungsort), sodass der „KulturCampus Wuppertal“ auch außerhalb sichtbar wird.
Wir hoffen, durch den „KulturCampus Wuppertal“ das kulturelle Leben der Stadt Wuppertal und Umgebung mit inklusiven Kulturangeboten zu bereichern und hierdurch das Bewusstsein für eine aktive kulturelle Teilhabe in der Bevölkerung zu verankern. Außerdem gehen wir davon aus, dass der „KulturCampus Wuppertal“ Modellcharakter hat und eine positive Wirkung auf die inklusive Kulturarbeit in der ganzen Region erzeugen kann.
Weitere Informationen:
www.musik.uni-wuppertal.de/projekte/kulturcampus-wuppertal.html
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