Wir setzen uns für einen multiplen Zugang zur Kulturellen Bildung ein, der Künstlerinnen und Künstler nicht in eine festgelegte ästhetische, künstlerische Kategorie von „Künstlerinnen und Künstler mit Behinderung“ einordnet.
„Diversity Arts“ darf nicht als Ästhetik verstanden werden und Inhalte sollen sich nicht ausschließlich um Behinderung und Diskriminierung drehen müssen. In kulturellen Bildungsprogrammen sollten keine Dogmen der „Disability Arts“ kultiviert werden, sondern alle Beteiligten individuell und auf die Situation zugeschnitten ihre künstlerischen Ausdrucksformen finden.
Wichtig ist der Aufbau von Kompetenzen im Kontext von Diversität und künstlerischer Qualität. Erst wenn das Leitungspersonal in Fragen der Diversität selbst Erfahrungen hat, wenn Künstlerinnen und Künstler mit Behinderung gleichwertig kulturelle Bildungsprogramme leiten, können wir eine Öffnung erreichen. Eine neue Wertungslogik ist in diesem Prozess wichtig.
Die Selbstermächtigung der Akteurinnen und Akteure ist elementar und sollte keine „Fremdermächtigung“ durch Menschen ohne Behinderung sein. Dafür braucht es auch die Unterstützung durch künstlerische Assistenz. Künstlerinnen und Künstler mit Behinderung haben häufig Bedarf an personeller Unterstützung, die Handreichungen, leichte pflegerische Unterstützung und Assistenz bei der Umsetzung des Kunstprojekts leistet. Fähigkeiten in künstlerischer Kommunikation und Beschreibung, die eine künstlerische Assistenz haben muss, finden wir oft nicht in den regulären persönlichen Assistenzen, die durch Gelder der Sozialhilfe finanziert werden. Oft begleiten jedoch reguläre persönliche Assistenzen die Künstlerinnen und Künstler zu den jeweiligen Kunstarbeiten. Selten sind diese künstlerisch vorgebildet. Durch eine oft enge Bindung zwischen dem Menschen mit Behinderung und seiner Assistenz kommt es zum Austausch über die Arbeit und das Kunstwerk. Dies kann Einfluss auf die künstlerische Arbeit haben, wenn seitens der persönlichen Assistenz eine Bewertung einfließt, die für den künstlerischen Prozess hinderlich ist.
Selbst nonverbale Kommentare, Blicke oder lustlose Körperhaltung können die Künstlerin oder den Künstler beeinflussen, den kreativen Prozess verlangsamen oder verhindern. Eine Lösung hierfür ist die künstlerische Assistenz. Sie bringt ein künstlerisches Vorwissen mit, unterstützt die Arbeit am Kunstprojekt und kompensiert, was nötig ist. Die künstlerische Assistenz sollte zusätzlich zu der persönlichen Assistenz zur Verfügung stehen. Sie sollte nach Vorbild des British Council im Budget für das Kunstprojekt eingeplant und davon bezahlt werden.
Künstlerische Assistenz ist ein aktiver Teil der Barrierefreiheit und ermöglicht Künstlerinnen und Künstlern einen gleichgestellten Zugang zu ihrer eigenen künstlerischen Arbeit.