Meine Arbeit seit 2019 und in der Pandemie hat mich zu der Frage gebracht, wen erreicht ein Projekt, das für alle Münchnerinnen und Münchner offen sein soll? DanceOn60+ ist ein inklusives Tanzprojekt für Seniorinnen und Senioren in München.
Ein zeitgenössisches Tanzprojekt unter Anleitung professioneller Tänzerinnen und Tänzer in Zusammenarbeit mit einem Pianisten, der live zu den Tänzen improvisiert.
Bei der Gründung des Projekts war es mir wichtig, auch isoliert lebende Ältere für das Projekt zu gewinnen. Dieser Wunsch wurde in der damaligen Ausgabe der „Konzeption Kulturelle Bildung München“ formuliert.
Eine Zusammenfassung des Projekts in Kürze:
Die Tanzgruppe setzte sich zusammen aus 30 Teilnehmer:innen mit und ohne Behinderung.
Wir konnten 12 Teilnehmer:innen aus der Zielgruppe – isoliert lebende Senior:innen – gewinnen. Mit erheblichem Aufwand, der sich in jeder Hinsicht gelohnt hat, denn alle so gewonnenen Teilnehmer:innen blieben in der Gruppe.
Pro Teilnehmer:in wurden ungefähr 50 Arbeitsstunden aufgewendet. Auf diese Stundenzahl kamen auch andere Projekte in München, die Ähnliches versucht haben.
Der erhebliche Stundenumfang resultiert daraus, dass diese Personen nicht direkt angesprochen werden konnten, sondern in der Regel über soziale Einrichtungen.
Die Mitarbeiter:innen in den Einrichtungen sind meist sehr ausgelastet und können sich oft nicht vorstellen, dass sich z. B. eine 81-jährige Frau mit erheblichen Einschränkungen in einem modernen Tanzprojekt wohlfühlt – aber genau das geschah.
Die 600 Stunden für die Zielgruppengewinnung wurden im Ehrenamt geleistet.
Mit Beginn der Pandemie stellten wir zügig auf Live-Übertragungen von DanceOn60+ via Zoom um.
Unserer Erkenntnisse aus dem Projekt:
Wenn wir wirklich alle meinen, wenn wir alle sagen, dann braucht es an dieser Stelle, meiner Meinung nach, einer großen gesamtgesellschaftlichen Anstrengung, um Soziokultur für alle sichtbar/erlebbar zu machen.
In einem ersten Schritt bedarf es mehr Mittel für diese Art von Basisarbeit, mit dem Ziel, dass die Angebote viel mehr Senior:innen erreichen und deren Teilhabe ermöglicht wird.
Wir mussten schmerzlich feststellen, dass keine der Teilnehmer:innen mit einer Behinderung über einen Internetzugang verfügt. Dies ist ein weiterer Aspekt, den uns die Pandemie deutlich vor Augen geführt hat –, von einem „Alle“ sind wir weit entfernt. Sei es in der Art und Weise, wie wir ein „Alle“ denken, seien es die Strukturen, die ein „Alle“ oft nicht vorsehen.
DanceOn@home ist unser Beitrag für eine Lösung dieses Problems.
Weitere Informationen: